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Ulrich Flatken, Thomas Hüttenhein, Dr. Hubert Schmidt, Christian Vietmeyer
  • Branche steckt in der Rezession – Produktion 4,2 Prozent unter Vorjahresniveau (3. Quartal 2022 zu 3. Quartal 2023)
  • Prognose für 2023 erneut – auf minus 3,0 Prozent – abgesenkt
  • Verbändekampagne fordert Bundesregierung zum sofortigen Umlenken auf
  • „Deutschlandexklusive Gründe“: Unternehmer benennen Ursachen für nachlassende internationale Wettbewerbsfähigkeit

Düsseldorf, den 7. November 2023 | Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte, ist die Produktion der stahl- und metallverarbeitenden Unternehmen im dritten Quartal um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Das ist der zweite Rückgang in Folge, somit befindet sich die Branche in der Rezession. Die Vorjahreswerte konnten zum dritten Mal in Folge nicht erreicht werden.

Insgesamt geht die Produktion im bisherigen Jahresvergleich nach neun Monaten um 2,6 Prozent zurück. Der Ausblick auf das vierte Quartal wird von den Auftragseingängen bestimmt, die nach neun Monaten 3,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Im dritten Quartal lagen die Bestellungen um 9,5 Prozent niedriger als im Vorquartal 2/2023. Entsprechend pessimistisch schätzen die Unternehmen der Branche ihre Geschäftsentwicklung ein. Der Anteil der Unternehmer, die ihre Geschäftslage als gut bezeichnen, sinkt um weitere 2,8 Prozent auf unter 20 Prozent. Und die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate entwickeln sich noch dramatischer: 49 Prozent gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage aus (+3,7 Prozent zum Vormonat), nur noch 5,8 Prozent bleiben mit Blick auf ihre Geschäftserwartung optimistisch (-0,6 Prozent zum Vormonat).

Laut Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM), geben die aktuellen Zahlen „Anlass zu größter Sorge“, zumal die Prognose für das Gesamtjahr aufgrund der anhaltenden Nachfrageschwäche erneut auf minus 3,0 Prozent nach unten korrigiert werden musste. Angesichts der teilweise dramatischen Entwicklungen in den Unternehmen haben sich die 13 Fachverbände der Branche unter Federführung des WSM zusammengeschlossen, um sich mit der Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt.“ direkt an die Bundesregierung zu wenden.

 

Soll die Industrie „grüner“ werden, muss Berlin die Wettbewerbsfähigkeit des stahl- und metallverarbeitenden Mittelstands in Deutschland sicherstellen

Der WSM, dessen 5.000 mittelständische Mitgliedsunternehmen in Deutschland rund 500.000 Mitarbeiter beschäftigen, rechnet trotz der jüngst angekündigten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung nicht mit einer baldigen Trendwende: „Notwendig wären unter anderem eine sofortige Senkung der Energiekosten – und zwar unabhängig von der Betriebsgröße – und ein massiver Bürokratieabbau. Mit unserer Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt.“ wollen wir auch der Bundesregierung deutlich machen, dass unsere Branche beim klimafreundlichen Umbau der Industrie nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung ist. Unsere Mitgliedsunternehmen stellen Produkte her, die für den Umbau der Industrie von zentraler Bedeutung sind, zum Beispiel Komponenten für Windkraftanlagen, die Elektromobilität oder den Ausbau der Schiene. Dass die Produktion dieser Komponenten naturgemäß energieintensiv ist, bedeutet nicht, dass sie keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zumal eine Verlagerung der Produktion ins Ausland produktions- und transportbedingt zu deutlich höheren CO2-Emissionen führen würde“, so Vietmeyer.

 

Unternehmerstimmen: Ob Energiekosten oder Bürokratie, es ist höchste Zeit, die „rote Laterne“ abzugeben

Im Mittelpunkt der Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt.“ stehen Erfahrungsberichte von mittelständischen Stahl- und Metallverarbeitern, die die Ursachen für die nachlassende internationale Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen aufzeigen. Thomas Hüttenhein, Geschäftsführer der Schlager Industrieofenbau GmbH und in der Geschäftsleitung der Wilhelm Schulte-Wiese Gesenkschmiede GmbH & Co. KG, stellt zum Auftakt der Kampagne beispielsweise klar: „Unser Unternehmen produziert vor allem hochwertige Kleinserienteile, unter anderem für den Schienen- und Bergbau. Bei der Produktqualität sind wir weltweit führend, aber irgendwann ist für unsere Kunden der Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr bereit sind, den deutschen Energiekostenaufschlag zu zahlen. Eine exklusive Bürde, mit der wir übrigens nicht nur gegenüber Produzenten in Osteuropa oder Asien an Boden verlieren. Wer bessere Standortbedingungen sucht, wird in jedem einzelnen unserer Nachbarländer fündig – von Dänemark bis Frankreich. Und dabei geht es nicht nur um die Energiekosten, sondern um ein insgesamt attraktiveres Gesamtpaket. Es ist höchste Zeit, dass wir die rote Laterne abgeben.“

Ulrich Flatken, geschäftsführender Gesellschafter der Mecanindus Vogelsang Gruppe und Vizepräsident des WSM, betont, dass nicht nur die weltweit höchsten Energiekosten für sein Unternehmen ein Problem darstellen: „Das Maß ist voll – auch mit Blick auf die bürokratischen Belastungen für den deutschen Mittelstand. Wenn die EU eine Richtlinie verabschiedet, die unsere Unternehmen betrifft, können wir die Uhr danach stellen, dass uns die Folgen härter treffen werden als unsere Wettbewerber zum Beispiel in Frankreich oder Spanien. Warum das so ist? Weil wir GoldPlating betreiben. Unsere Politik interpretiert EU-Richtlinien regelmäßig strenger und härter als unsere Nachbarn. Das kann und darf so nicht weitergehen – vor allem, wenn man bedenkt, dass mit dem Lieferkettensorgfaltsplichtengesetz sowie der Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung die nächsten Bürokratiemonster vor der Tür stehen.“

 

Über die Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt.“

Unter der Federführung des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung e.V. haben 13 Fachverbände* am 7. November 2023 die Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt.“ gestartet. Dr.-Ing. Hubert Schmidt, WSM-Präsident, zur Bedeutung der Kampagne: „Ziel der Kampagne ist es, gegenüber der Politik bessere Standortbedingungen einzufordern und die Bedeutung der stahl- und metallverarbeitenden Industrie für die Transformation zu einer klimafreundlichen Industrie zu verdeutlichen.“

* Absender der Kampagne:

 

Ansprechpartner: Christian Vietmeyer +49 (0)211 95 78 68-22, cvietmeyer@wsm-net.de

 

Über den WSM:

Die stahl- und metallverarbeitende Industrie in Deutschland, das sind: rund 5.000 vorwiegend familiengeführte Betriebe, die mit rund 500.000 Beschäftigten über 80 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften. Die Unternehmen beschäftigen im Durchschnitt 100 Mitarbeiter und sind mit Abstand die wichtigsten Kunden der Stahlerzeuger. Die Branche zeichnet sich durch hohe Spezialisierung und Wettbewerbsintensität aus. Die Unternehmen fertigen für die internationalen Märkte der Automobil-, Elektro- und Bauindustrie, den Maschinenbau und den Handel. Der WSM ist Dachverband für 13 Fachverbände. Zusammen bündeln sie die Interessen einer der größten mittelständischen Branchen in Deutschland und sind Sprachrohr für deren wirtschaftspolitische Vertretung auf Länder-, Bundes- und europäischer Ebene. Sie suchen den Ausgleich mit marktmächtigen Abnehmern und Lieferanten aus Industrie und Handel. Und sie fordern bessere Rahmenbedingungen für Wachstum, Dynamik und Wettbewerb – ob bei Steuern, Abgaben, Recht, Forschung, Umwelt, Energie oder Technik.

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